Die Börse – ein Begriff, den viele kennen. Wer aber nicht viel mit Finanzen zu tun hat, mag vielleicht gar nicht genau wissen, was die Börse eigentlich ist und wie sie funktioniert. Dieser Artikel geht auf diese Aspekte ein und klärt gängige Fragen rund um die Börse.
Was ist die Börse?
Ihren Ursprung findet die Börse im 16. Jahrhundert. Natürlich handelte es sich damals nicht um die Form, die wir heute kennen, doch es wurde ein wichtiger Grundstein gelegt. Die Familie Van der Beurse in Brügge organisierte Geschäftstreffen mit Kaufleuten aus Italien.
Es wurden die ersten richtigen Transaktionen abgewickelt, aus denen sich nach und nach das entwickelte, was wir heute unter Börse verstehen. Im Grunde ist sie nichts anderes als ein Marktplatz für Eigenkapital. Dieser wird von Unternehmen auch für die Beschaffung von Fremdkapital genutzt.
Die Börse dient als Tauschplatz für Investoren. Diese möchten bestimmte Wertpapiere kaufen, andere möchten ihre Wertpapiere wiederum verkaufen – es kommt also zu einem Tausch. Hinzu kommt der Aspekt, einen fairen Preis auszuhandeln.
Vorteile der Börse
Tauschgeschäfte sind natürlich auch ohne eine Börse möglich. Allerdings bietet die Börse eine Vielzahl an Vorteilen, welche sie für die Tauschpartner interessant machen.
Transparenz: Die Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage. Somit sind sie transparent sowie nachvollziehbar für alle Parteien. Außerdem sind Unternehmen, die an der Deutschen Börse gelistet sind, dazu verpflichtet, ihre Unternehmenszahlen offenzulegen.
Sicherheit: An der Börse gibt es unterschiedliche Regulationen, welche für einen sicheren Handel sorgen.
Standardisierung: Geschäftstransaktionen sind stark reguliert und werden standardisiert abgewickelt. Das führt dazu, dass die Transaktionskosten niedrig gehalten werden können.
Relevanz der Börse für Unternehmen
Wie bereits erwähnt, nutzen manche Unternehmen die Börse zur Beschaffung von Fremdkapital. Man kann sie also als Finanzierungsmittel sehen. Wenn ein Unternehmen sein Eigenkapital stärken möchte, so kann es Aktien an seine Investoren verkaufen. Es wird somit ein Tausch von Unternehmensanteilen gegen Einlagen bzw. Geld durchgeführt.
Diesen Tausch können Unternehmen auch außerhalb der Börse durchführen. Allerdings ermöglicht die Börse einem Unternehmen, seine Anteile einer großen Masse zugänglich zu machen. Durch diesen sogenannten Börsengang kann ein Unternehmen also schneller sein Eigenkapital vermehren.
Was ist ein Börsengang?
Bei dem Börsengang handelt es sich um einen relativ komplexen Vorgang. Es ist ein standardisierter Prozess, den man auch als IPO bezeichnet. IPO steht für Initial Public Offering und kann mit „Börsenersteinführung“ oder eben dem weit bekannteren Begriff „Börsengang“ übersetzt werden. Man kann ihn in 5 Schritte unterteilen:
1. Schritt: Beauftragung
Das Unternehmen beauftragt eine oder mehrere Investmentbanken, welche eine Bewertung durchführen. Ziel davon ist, einen möglichst fairen Börsenkurs bzw. Einführungskurs festzulegen.
2. Schritt: Road Show
Die sogenannte Road Show wird vom Vorstand des Unternehmens zusammen mit den Bankern organisiert. Es werden größere Investoren gesucht, welche man versucht, für das Unternehmen zu gewinnen.
3. Schritt: Bieterrunde
In dieser ersten Bieterrunde geben die Investoren an, ob sie ein Aktienpaket kaufen möchten. Auch Preis und Umfang werden angegeben. Die Investmentbank sammelt anschließend alle Angebote und spricht mit dem Unternehmen ab, welche Anteile man an welchen Investor vergibt.
4. Schritt: Zuteilung
Der beste Fall für das Unternehmen tritt dann ein, wenn die Angebotsrunde überzeichnet ist. Dies bedeutet, dass die Nachfrage für die Aktien größer ist als das Angebot. Dann haben Unternehmen den Vorteil, sich die Investoren herauspicken zu können, die den höchsten Preis geboten haben.
5. Schritt: Handel der Aktien über die Börse
Sind alle Aktien zugeteilt und größere Aktienpakete an Banken und Investoren verteilt, dann geht es endlich an die Börse. Nun können die Aktien des Unternehmens dort freigekauft und verkauft werden.
Das Geld, das das Unternehmen von den Investoren bekommen hat, wird nach dem Börsengang im Eigenkapital vermerkt. Jeder weitere Kauf und Verkauf von Aktien betrifft das Eigenkapital nicht mehr: Es handelt sich um reine Tauschgeschäfte von Wertpapieren zwischen den Investoren.
Was wird an der Börse gehandelt?
Nicht nur Unternehmensanteile werden an der Börse gehandelt. Zwar sind Aktien wohl das erste, womit man den Begriff der Börse in Verbindung bringt, doch sie beinhaltet weit mehr.
Anleger handeln mit sogenannten Assets. Darunter versteht man Vermögenswerte, welche man in unterschiedliche Klassen unterteilen kann. Diese Anlageklassen lassen sich in klassische und alternative Anlageklassen unterteilen:
Klassische Anlageklassen: Aktien, Immobilien, Anleihen, Spareinlagen bei der Bank
Alternative Anlageklassen: Kryptowährungen, Rohstoffe (z.B. Gold), Kunst, Beteiligungskapital (Private Equity)
Vermögenswerte stellen sozusagen die Handelsware der Börse dar – nur, dass sie nicht materieller Natur sind. Allerdings kann nicht jedes Asset an jeder Börse gehandelt werden. Die größte Börse Deutschlands in Frankfurt am Main ermöglicht beispielsweise nur den Handel mit Aktien, Anleihen, Devisen, Rohstoffen und Immobilien.
Prognosen und Bewertungen an der Börse
Hat ein Unternehmen einen erfolgreichen Börsengang absolviert, kann es Aktien an Investoren verkaufen. Wie bereits erwähnt, spielt die Bewertung des Unternehmens eine große Rolle, damit es überhaupt in der Börse vertreten sein darf. Das hat viel mit dem Wert der Aktien zu tun: Nur durch Überprüfungen und Bewertungen kann ein fairer Preis festgelegt werden – die Preise an der Börse sind somit nicht willkürlich.
Prognosen spielen insoweit eine Rolle, da sie die Aktienkurse beeinflussen. Analysten und Beobachter des Marktes setzen Kursziele, also Prognosen, wie sich der Aktienkurs entwickeln soll. Dies dient der Orientierung für Anleger, damit man das Geld möglichst gewinnbringend investiert.
Tipps für Einsteiger
Vor allem für Einsteiger wird die Börse zunehmend attraktiver. Ein Grund dafür ist beispielsweise, dass der Handel mit Wertpapieren zu einer besseren Rendite verhilft als beispielsweise ein Sparkonto, auf welches man nur geringe Zinsen bekommt.
Damit man an der Börse handeln kann, benötigt man zunächst ein Depot. Dieses kann man bei einer Bank eröffnen. Es gibt bereits sehr günstige oder sogar kostenlose Depots. Dort können Wertpapiere verwaltet und abgelegt werden.
Für den totalen Anfänger bieten sich sogenannte Musterdepots an. Dort erhält man ein fiktives Guthaben, mit dem man den Handel erst einmal üben kann. So macht man durch eventuelle Fehlentscheidungen keinen Verlust und kann bereits mit Vorkenntnissen ins echte Geschäft an der Börse starten.
Grundsätzlich ist es zu empfehlen, erst dann an die Börse zu gehen, wenn man sich ein wenig mit der Materie auskennt. Die Beobachtung von Kursen der Anlageklassen gehört dabei ganz klar mit dazu. Auch der Börsenhandel und die einzelnen Unterschiede zwischen Wertpapieren sollten bekannt sein.
Fazit
Die Börse wird standardisiert und reguliert und gilt daher als ein besonders sicherer und transparenter Marktplatz. Damit ein Unternehmen an der Börse gelistet werden darf, muss es zunächst ein komplexes Verfahren durchlaufen. Grundsätzlich kann die Börse als Marktplatz für Eigenkapital bezeichnet werden, da Unternehmen ihr Kapital durch den Verkauf von Aktien aufstocken können.